FEEDBACK ON THE FESTIVAL

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Jens Jensen

Hausmeister vom Milchsackgelände

(Über die 9 Stunden Performance “Beyond the Civilized Body”)

Hallo lieber Jürgen,

Mein ganz herzlichen Dank für Eure wunderbare Performance auf dem Milchsackgelände.

Ich hatte vorher noch nie Kontakt zu einer Performance gehabt und konnte mir nicht vorstellen, dass ich dadurch innerlich besonders berührt werden könnte, zumal diese neun Stunden lang am Stück stattfinden sollte.

Da hat es mich aber so was von überrascht mit welcher Wucht ich von den Darbietungen getroffen wurde: die Darstellungen unserer Beziehungen zwischen Frau und Mann hat mich geradezu bis in‘s Mark erschüttert. Eigentlich alles bekannte Themen: die Frau bekommt nicht nur die Kinder, sondern muss den Mann auch noch mittragen, der Mann sorgt etwas für Lebensmittel und ruht sich aus, jedoch er gibt den Ton an. Die Frau ist absehbar irgendwann am Ende und kann nur überleben, weil sie von ihrer Mutter aus der völligen Überforderung herausgetragen wird. Sie kann nirgends mehr hinkommt, weil der Akku einfach leer ist.

Ich bin auch noch nach mehreren Wochen der Vorführung immer noch so von den Darstellungsbildern präsent beeindruckt, wie es mir noch nicht einmal bei den größten Filmen passiert ist.

Ich hoffe sehr, dass Ihr baldigst wieder zu uns in die Schmelze kommt, um weitere Veranstaltungen Eurer außerordentlicher Art hier zu präsentieren.

Nochmals allerherzlichst Dank für so ein Geschenk mit einem so hohen, persönlichen und emotionalen, kolossalen Einsatz.

 

(Über die Installation “Flieg! oder: Björn, du Hure”)

Für mich war die Aufhängeaktion des ‚gefiederten Autovogels’ in unserer hohen Schmelzhalle ein unbekanntes Abenteuer. Ganz entscheidend für diese Aktion waren wohl die umsichtigen und wohlüberlegten Vorbereitungen. Wir brauchten mehrere Anläufe, um die große Last so sicher und dann problemlos unter die Hallendecke zu ziehen und dort zu sichern. Man muss sich vertrauen bei der Realisierung solcher außergewöhnlichen Installationen – beim nächsten Projekt bin ich wieder dabei!

Ronja Eick

 

Im Folgenden möchte ich gerne meine Erfahrungen zum Festival „Black Market International -Exploring” teilen.

Ich habe das Festival im Internet gefunden und ich mich sehr für Kultur interessiere, habe ich mich für das Festival angemeldet.

Ich war zuvor noch nie auf einem Performance Festival und wusste nicht, was auf mich zukommen wird. Im Nachhinein kann ich sagen, dass meine Erwartungen um vieles übertroffen wurden.

Zuerst war da der freundliche Umgang zwischen den Performer*innen, Organisator*innen und Zuschauer*innen, der durch angeleitete Gespräche am Vormittag mit Butter-Brezen und Getränken geschaffen wurde. Als jemand, die alleine zu einem Festival kommt, hat dieses Setting mir nicht nur wertvolle Einsichten in die Arbeiten der Performer*innen geboten, sondern mir auch die Möglichkeit geschaffen mich mit anderen internationalen Künstler*innen auszutauschen, die ebenfalls das Festival besucht haben.

Die erste 9-stündige Langzeitperformace „Uncivilized Body” hat mich nachhaltig beschäftigt. Als Tänzerin und derzeitige Masterstudentin für Zeitgenössische Tanzpädagogik, habe ich viel Erfahrung im Bereich Tanzperformances, jedoch sind diese meinst nach einer bis zwei Stunden vorbei. Den Körper der Performancekünstler*innen beobachten zu dürfen, wie sie neun Stunden lang konzentriert in einem Raum arbeiten war für mich höchst inspirierend. Ich habe Kampf, Freiheit und Enge gespürt. Ich habe unterschiedlichste Bilder, Menschlichkeit und Verfall erlebt. Der Raum, der Geruch, das Licht hat sich auf natürliche Weise von Stunde zu Stunde verändert. Jedes Mal, wenn ich den Raum wieder betreten habe, hatte ich das Gefühl eine neue Welt der Anarchie zu betreten. Ich durfte in das Geschehen eintauchen und durch das offene Setting hatte ich oft das Gefühl Teil der Performance zu sein. Mein künstlerisches Denken hat das auf mehrere Arten und Weisen inspiriert. Während der Performance habe ich Texte in mein Buch geschrieben… Gedanken, die nicht beschreibend, sondern auslösend waren.

Gedanken, die mich als Ronja mit der Performance verbinden. Gedanken, die ich im Nachhinein mit den anderen Künstler*innen des Festivals bei einem gemeinsamen Bier im Hof teilen konnte. Gedanken, die ich auch heute noch gerne weiter spinne für meine eigene künstlerische Praxis.

Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich auf dieses Festival gestoßen bin und freue mich

schon sehr auf ein weiteres.

Für mich war es ein Festivals das verbindet.

Klaus Sudhoff

Die „Alte Schmelze“, eine seit vielen Jahren leerstehende Industriehalle auf dem Milchsackgelände, konnte nach statischer Begutachtung der Dachkonstruktion, Reparatur einiger Leckstellen im Dach und einer gründlichen Reinigung für die Performance genutzt werden.

Die Halle wurde weitgehend unverändert genutzt. Einige wenige Gegenstände und Möbelstücke, Beleuchtung und Klangelemente sowie ein Steuerungspult kamen hinzu.

Acht Künstler, sehr unterschiedliche Charaktere darstellend, parallel in scheinbar belanglosen Tätigkeiten und Handlungen, Wiederholung in Endlosschleife, Zusammentreffen und Trennung der Darsteller, ein Wechselspiel von laut und leise, Harmonie und Missklang, dazwischen kleine Klang- und Lichtwunder.

Die Wirkung der Performance auf den Betrachter erschließt sich nicht sofort. Der Besucher, der sich darauf einlässt, wird durch die Performance wie in eine Hypnose eingesogen. Die schier endlose Dauer der Performance, die sehr unterschiedlichen, aber immer auch sehr persönlichen Darstellungen lassen den Betrachter Teil der Performance werden. Es entsteht eine scheinbar persönliche Beziehung zwischen der Performance und dem Betrachtenden.

Beeindruckend ist die lange Zeit in der die Performance nachwirkt. Über Tage und Wochen kommen die Bilder immer wieder ins Bewusstsein. Das Nachdenken über Identität, zwischenmenschliche und gesellschaftliche Strukturen wird nachhaltig angeregt.

Klaus-Peter Kemper

Für einen Performance-fremden ist der Kontakt zur Performance erst einmal das Einlassen auf die unbekannte Situation, in der jemand etwas unerwartetes macht und man dann sucht. Sucht nach einem Sinn, sucht nach Zusammenhängen wo ich mich dann irgendwann einfach auf den Rythmus und das Zusammenwirken von Bild und Ton eingelassen habe, nur noch dem gefolgt bin was passierte.

Für mich war dieses Zusammenwirken mit dem Raum besonders interessant, da ich den Raum – nackt – also ohne Inhalt, ohne Performance kannte und nun den Raum als Teil der Performance neu betrachtete und neu bewertete.

Und unabhängig ob mir die jeweilige Aktion gefiel, schön, abstoßend, dissonant oder sphärisch war jedenfalls war die Teilnahme an der Performance eine echte Erfahrung.

Stefanie Trojan

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Stillstands tut es gut sie wieder zu spüren. Die Energie des Augenblicks. Beim Betrachten der Performances des Festivals wird es immer mehr klar, wie stark das gefehlt hat. Kunst die authentisch ist, die nicht vorgibt etwas anderes zu sein, die es schafft das Existenzielle hervorzukehren und daran zu erinnern wer wir sind.

“Beyond the Civilized Body”: In mehrstündigen Verhandlungsprozessen wird die Frage aufgeworfen wer wir wirklich sind. Inwieweit pressen uns Konventionen in eine Rolle in der wir gar nicht sein wollen. Assoziativ entstehen Bilder und Handlungen, indem die Performer*innen aufeinander reagieren, nebeneinander Prozesse aushandeln, hinein- oder herausgehen aus der Performance. Die Rolle der Frau oder des Mannes auf den Kopf stellen, übertreiben, herausstellen in Frage stellen oder einfach darstellen. Gerade über die Dauer des Prozesses können Interaktionen entstehen, die sich vorher nicht planen lassen. Im Prozess wird freigelegt, was sprichwörtlich hinter den Körpern liegt. Im „sich hineinfallen lassen“ in die Aktion verschwimmt Handlung und Betrachter*in. Es entsteht ein Gesamtkunstwerk zu dessen Teil man wird, wenn man sich darauf einlässt.

Dies erinnert an die langjährige Praxis von „Black Market“, bei der ebenfalls eine Gruppe Performer*innen über mehrere Stunden Prozesse miteinander ausagiert. Dabei nimmt jede*r ihre/seine Position ein, öffnet diese, lässt sich auf die/den andere*n ein, nimmt den Impuls auf und entwickelt sich und ihre/seine Handlung weiter. Dabei taucht jede*r als Individuum auf und doch als Teil einer Gruppe. Gesellschaftliches miteinander wird hier thematisiert und auf den Kopf gestellt. Welchen Impuls greifen wir auf und wo bleiben wir ganz bei uns. Wann entstehen Gruppenprozesse und wann ziehe ich mich raus. Wer gibt wann und wie den Ton an und wer reagiert darauf. „Black Market exploring 21“ öffnet sich für andere Positionen und Performer*innen, lädt sie ein, lässt sich darauf ein, reflektiert und integriert Performance immer wieder neu. Sie zeigen andere Positionen, andere Performer*innen, ihre einzelnen Positionen, ihre einzelnen Performances, ihr Anliegen, unterschiedliche Herangehensweisen. Sie aktualisieren sich und Performance an sich.

Van-Lam Trinh

Das Potential nackter Körper in der Performance Art anhand des Projekts “Beyond the civilzed body”

Als teilnehmende Künstler*in des Projekts “Beyond the civilized Body” von und mit Jürgen Fritz, wurde der Körper als Material erforscht, um den mit gesellschaftlichen und kategorischen Merkmalen gelesenen Körper zu verhandeln und über diese “Merkmale” zu schreiten. Dabei waren Schritte für mich notwendig, die meinen internalisierten Blick auf den Körper entgegentraten. Methoden, wie das anspruchslose Kleiden, ohne gender Normen zu entsprechen bis hin zum nackt sein, halfen strategisch, dabei meine Beziehungen zu den gesellschaftlichen Normen zu sehen, zu verstehen und zu hinterfragen. So war das Gefühl in Unterwäsche zu sein und mich nicht gleichbedeutend sexy und begehrt zu fühlen, eine Möglichkeit, meinen Körper außerhalb von stereotypischen Mustern zu bewegen und ambivalente Bilder zu erzeugen, die unerwartet, ungewohnt und statt unterhaltend, bewegend sein konnten. Und, wie Jürgen Fritz immer gerne sagte, schauen Personen keine Kunst an um unterhalten, sondern berührt zu werden.

Wir müssen uns also den gesellschaftlichen Regeln und den Blicken widersetzen, bei denen Körper keinen Eigenwert haben ohne gesellschaftliche Zuschreibungen.

Im nackten Zustand sind wir mit diesen Zuschreibungen am stärksten konfrontiert. Denn Kleidung ist voll mit gesellschaftlichen Bedeutungen versehen, bei denen jedoch wir die Entscheidungsmacht haben, mit welchen Zuschreibungen wir gelesen werden wollen. Hingegen werde ich mit meinem nackten Körper immer weiblich gelesen ohne, dass ich dies einfach beeinflussen kann.

Dieser Zuschreibung konnte ich im Projekt entgegentreten. Durch das nackte Herantasten mit den verschiedensten Berührungen meines Selbst und mit anderen, konnte ich diese “Weiblichkeit” distanziert und vorbehaltlos handhaben, ohne dass die “Weiblichkeit” unbedingt selbst zum Thema wurde. Die neuen Beziehungen, die ich mit meinen Körper aufbaute, eröffneten Transformationen, die sowohl mich selbst von meinem Gefühl als in gesellschaftlicher konstruierten Kategorien  zu identifizierende Person loslösten als auch Themen über diesen Körper verhandelten.

Bei dem Projekt “Beyond the civilized body” sind wir also nicht einfach nackte Person, die damit schocken und zu intim werden wollen. Wir sind mehr als unsere Körper und wir sind mehr als nackt. Es sind Themen mit, gegen und weg von unserem in gesellschaftlich kategorisch gelesenen Körper, denen wir uns konfrontierten. Die Erarbeitung unseres Körpers dabei als Material ohne Kleidung, eröffnete uns Wege uns dafür zuerst selbst kennenzulernen, uns zu transformieren, zu entwickeln und neu zu definieren und zu identifizieren, um anderen erst in und dann evtl. auch außerhalb von gesellschaftlichen Regeln zu begegnen.

Love and Hugs

Stefan Mießeler

Jürgen Fritz’s approach to performance-art is one of the most unique and important in our time and a testament to pure art. As Theatre and Performance-Art become more and more intertwined and Performance-Art itself seems to be preoccupied with the digital space and conceptual work, Jürgen Fritz focuses on the body, the deconstruction of traditional images of male and female and explorations challenging the social norms of civilisation.

Going beyond the limits of code and social constructs and exploring materials and actions to their fullest over long periods of time – and thus creating true images of performance-art, born from spontaneous or divine inspiration out of the durational exploration – are in my view the core principals of Jürgen Fritz’s Work.

As a performer, Jürgen Fritz’s approach has been one of the most essential impulses of my professional career and I experience his ideas and principals as empowering, freeing and transcending.

Burçak  Konukman

“Beyond the Civilized Body”

Workshop

 

me, my body, my personality,

how many of me are inside of this body?

how many of you are inside of your body?

one step back from me? from others that I carry.

one step back from identity ?

many of me in many identities ?

what is leftover of this identity

what is leftover in time and space

only take care of me,

that I have learned in time and space

only make self love of me,

to make empathy and accept other bodies and souls

first learning loving me,

than touching  and connecting to you your body

 

I am listening you, your body, your sweating , your fear, your desire

your taste, your smile..

you are not who you are

your identity is not you..

it’s a concept, concept of identity,

one step back, one step down

one step left, one step right

 

I am meeting with new version of me, new version of ID

ı am having new version of ID Card

One new Card, one new person

becoming new – your identity is just a concept

you are just a concept of identity.

 

one step back, one step close

ı am meeting with your new version of your identity.

Petra Strahovnik

 

The festival was overall on a very high level of artistic as well as production quality. It brought together visual art and music. One aspect for really connecting the festival together were everyday artist talks. They opened up discussions about current societal themes, which are crucial to be discussed and for individuals to share their views about them.

Christine’s unlimited vision, brought us her new creation, a floating car, which we first avoid and went around it, but in time excepting it fully, trusting it as we sit under it.

For the 9 hour performance was essential to have an extended time together to bring this collaboration to the next level. Beyond the civilized body was extremely intense, not only being alert to all the visual aspect that was present in the moment of the performance, but also the sound attention of all the artists involved. This offered extremely wide optic for the audience that brought broad emotions, from intimate, intense moments, to light, even fun situations.

In the performance with the BMI I felt extreme focus. 9 individual artists composing a piece together, being aware of each and every move by everyone while creating the form. I can relate to the state of mind while composing a musical piece. All the senses bring high sensibility and deep consciousness. Every sensation is carefully resigned, observing every information our body and mind is giving.

The Solo works were surprising me one after the other. When you think you saw it all, there was more. They even unintentionally corelated to each other. Complete devotion to the nature by Alastair, women and their body by Natasa, Van-Lam, Eva, Elvira, expectation from the society by Stefan, Burçak, importance of the present moment by Myriam, united, togetherness by Snežana and Stefanie, remembering by Jacques, learning from the past by Roi, heated by Helge, importance of creating the together by Jürgen and myself. I have to highlight the solo work by Florence, where the two art disciplines music and performance art completely merged together. The breathing was a start, which through intensity involved to visual image of coming and going of the breath. It transformed to her voice to her whole body and back and forth until it became one. She was giving it all to the present moment of performance. I was breathing with her, singing with her, crying, laughing with her. All the emotions of the audience were at their extreme.

Chiara Kern

Björn ist wahrscheinlich das erste Auto, zu dem ich eine emotionale Bindung aufgebaut habe.  Wir haben ihn geschoben, gewaschen, bekleistert, beworfen, geföhnt – natürlich hat man dann irgendwann das Gefühl, dass es sich bei Björn um einen alten Bekannten handelt. Als er dann das erste Mal geflogen ist, waren wir stolz auf ihn und auf Christine Biehler. Zu seinem weißen Flaum kam er anders als gedacht. Man lernt schnell, dass es immer anders kommt als geplant, aber ist das nicht umso schöner?

Paul Kellert

Dieses Werk interpretiere ich als einen Aufruf toxische Verhältnisse hinter sich zu lassen. Björn, du Hure heißt es. Doch diese Kränkung lässt er gern schnell hinter sich. Christine half ihm, sich in ein neues Wesen zu verwandeln. In neuer Pracht, weiß beplüscht (und obwohl tonnenschwere Autos eigentlich nicht fliegen können), breitet Björn seine Flügel aus und fliegt über uns alle hinüber und befreit sich so von seinem schädlichen Umfeld. Flieg Björn, flieg!

Lea Biehler

Björn ist ein toller Name für das Auto, passt irgendwie, obwohl man erstmal gar nicht checkt, wieso es so heißt.

Mein erster Eindruck war überwältigend, aber ich hatte auch gleichzeitig Angst, dass mir das Auto, wenn ich darunter durchlaufe, auf den Kopf knallt. Anfassen wollte ich es auch nicht, das schien mir zu gefährlich.

Es ist einfach suspekt, dass so ein Auto in der Luft hängt.

Ich habe ja in dem Raum auch gearbeitet und konnte mich vertraut machen und habe mir dann auch genauer angesehen, wie es festgemacht ist. Dann bekam es, obwohl es ein großes Ding ist, etwas von Leichtigkeit, weil es einfach so in der Luft schwebt. Das Beflockte hatte ja auch was Wolkiges.

Es hat gut in den Raum reingepasst, das Rustikale des Raumes und das Auto, das ja auch nicht mehr neu war.

Neben der Halle ist eine Autowerkstatt, da stehen also auch andere Autos auf dem Gelände. Es passt also irgendwie da hin, aber da stimmte dann doch was nicht, es ist eben nicht nur ein Auto, was man hochgehievt hat, kein normales Auto halt, das da parkt.

Nach einer Weile habe ich mich mit Björn angefreundet.

Horst Ziegenfusz

Ein Auto, was da in der Luft hängt, das ist nicht normal, höchstens bei James Bond.

Du hast mir erzählt, wie die Bedingungen des Ortes zur Arbeit geführt haben, einmal an der Wand diese ‚Vorzeichnung’ und dann der Hof des Autohändlers nebenan.

Aber umgekehrt, rekursiv gelesen, funktioniert das auch. Man kommt von draußen rein, ist schon durch den Hof des Händlers gegangen, und denkt dann verkürzt, das sei hier eine Werkstatt gewesen und das Auto da oben zu parken sei aufgrund der räumlichen Gegebenheiten, wie etwa der speckige alte Betonboden, total normal. Die Arbeit hat etwas Lapidares, etwas Selbstverständliches. Es wäre eine andere Arbeit geworden, wenn du das Auto angestrahlt hättest. So war es durch den Verzicht auf Spezialbeleuchtung sehr nüchtern – absolut kein Theaterschauplatz, also wenig inszeniert.

Ich sehe Björn aber eher als eine Skizze für weitere Arbeiten. Vielleicht arbeitest du in Zukunft in einem musealen Zusammenhang damit, dann wäre der Kontrast größer; da steckt auf jeden Fall noch Potenzial drin.

Jens
Jens Jensen

Hausmeister vom Milchsackgelände

(Über die 9 Stunden Performance “Beyond the Civilized Body”)

Hallo lieber Jürgen,

Mein ganz herzlichen Dank für Eure wunderbare Performance auf dem Milchsackgelände.

Ich hatte vorher noch nie Kontakt zu einer Performance gehabt und konnte mir nicht vorstellen, dass ich dadurch innerlich besonders berührt werden könnte, zumal diese neun Stunden lang am Stück stattfinden sollte.

Da hat es mich aber so was von überrascht mit welcher Wucht ich von den Darbietungen getroffen wurde: die Darstellungen unserer Beziehungen zwischen Frau und Mann hat mich geradezu bis in‘s Mark erschüttert. Eigentlich alles bekannte Themen: die Frau bekommt nicht nur die Kinder, sondern muss den Mann auch noch mittragen, der Mann sorgt etwas für Lebensmittel und ruht sich aus, jedoch er gibt den Ton an. Die Frau ist absehbar irgendwann am Ende und kann nur überleben, weil sie von ihrer Mutter aus der völligen Überforderung herausgetragen wird. Sie kann nirgends mehr hinkommt, weil der Akku einfach leer ist.

Ich bin auch noch nach mehreren Wochen der Vorführung immer noch so von den Darstellungsbildern präsent beeindruckt, wie es mir noch nicht einmal bei den größten Filmen passiert ist.

Ich hoffe sehr, dass Ihr baldigst wieder zu uns in die Schmelze kommt, um weitere Veranstaltungen Eurer außerordentlicher Art hier zu präsentieren.

Nochmals allerherzlichst Dank für so ein Geschenk mit einem so hohen, persönlichen und emotionalen, kolossalen Einsatz.

 

(Über die Installation “Flieg! oder: Björn, du Hure”)

Für mich war die Aufhängeaktion des ‚gefiederten Autovogels’ in unserer hohen Schmelzhalle ein unbekanntes Abenteuer. Ganz entscheidend für diese Aktion waren wohl die umsichtigen und wohlüberlegten Vorbereitungen. Wir brauchten mehrere Anläufe, um die große Last so sicher und dann problemlos unter die Hallendecke zu ziehen und dort zu sichern. Man muss sich vertrauen bei der Realisierung solcher außergewöhnlichen Installationen – beim nächsten Projekt bin ich wieder dabei!

Ronja
Ronja Eick

 

Im Folgenden möchte ich gerne meine Erfahrungen zum Festival „Black Market International -Exploring” teilen.

Ich habe das Festival im Internet gefunden und ich mich sehr für Kultur interessiere, habe ich mich für das Festival angemeldet.

Ich war zuvor noch nie auf einem Performance Festival und wusste nicht, was auf mich zukommen wird. Im Nachhinein kann ich sagen, dass meine Erwartungen um vieles übertroffen wurden.

Zuerst war da der freundliche Umgang zwischen den Performer*innen, Organisator*innen und Zuschauer*innen, der durch angeleitete Gespräche am Vormittag mit Butter-Brezen und Getränken geschaffen wurde. Als jemand, die alleine zu einem Festival kommt, hat dieses Setting mir nicht nur wertvolle Einsichten in die Arbeiten der Performer*innen geboten, sondern mir auch die Möglichkeit geschaffen mich mit anderen internationalen Künstler*innen auszutauschen, die ebenfalls das Festival besucht haben.

Die erste 9-stündige Langzeitperformace „Uncivilized Body” hat mich nachhaltig beschäftigt. Als Tänzerin und derzeitige Masterstudentin für Zeitgenössische Tanzpädagogik, habe ich viel Erfahrung im Bereich Tanzperformances, jedoch sind diese meinst nach einer bis zwei Stunden vorbei. Den Körper der Performancekünstler*innen beobachten zu dürfen, wie sie neun Stunden lang konzentriert in einem Raum arbeiten war für mich höchst inspirierend. Ich habe Kampf, Freiheit und Enge gespürt. Ich habe unterschiedlichste Bilder, Menschlichkeit und Verfall erlebt. Der Raum, der Geruch, das Licht hat sich auf natürliche Weise von Stunde zu Stunde verändert. Jedes Mal, wenn ich den Raum wieder betreten habe, hatte ich das Gefühl eine neue Welt der Anarchie zu betreten. Ich durfte in das Geschehen eintauchen und durch das offene Setting hatte ich oft das Gefühl Teil der Performance zu sein. Mein künstlerisches Denken hat das auf mehrere Arten und Weisen inspiriert. Während der Performance habe ich Texte in mein Buch geschrieben… Gedanken, die nicht beschreibend, sondern auslösend waren.

Gedanken, die mich als Ronja mit der Performance verbinden. Gedanken, die ich im Nachhinein mit den anderen Künstler*innen des Festivals bei einem gemeinsamen Bier im Hof teilen konnte. Gedanken, die ich auch heute noch gerne weiter spinne für meine eigene künstlerische Praxis.

Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich auf dieses Festival gestoßen bin und freue mich

schon sehr auf ein weiteres.

Für mich war es ein Festivals das verbindet.

Klaus
Klaus Sudhoff

Die „Alte Schmelze“, eine seit vielen Jahren leerstehende Industriehalle auf dem Milchsackgelände, konnte nach statischer Begutachtung der Dachkonstruktion, Reparatur einiger Leckstellen im Dach und einer gründlichen Reinigung für die Performance genutzt werden.

Die Halle wurde weitgehend unverändert genutzt. Einige wenige Gegenstände und Möbelstücke, Beleuchtung und Klangelemente sowie ein Steuerungspult kamen hinzu.

Acht Künstler, sehr unterschiedliche Charaktere darstellend, parallel in scheinbar belanglosen Tätigkeiten und Handlungen, Wiederholung in Endlosschleife, Zusammentreffen und Trennung der Darsteller, ein Wechselspiel von laut und leise, Harmonie und Missklang, dazwischen kleine Klang- und Lichtwunder.

Die Wirkung der Performance auf den Betrachter erschließt sich nicht sofort. Der Besucher, der sich darauf einlässt, wird durch die Performance wie in eine Hypnose eingesogen. Die schier endlose Dauer der Performance, die sehr unterschiedlichen, aber immer auch sehr persönlichen Darstellungen lassen den Betrachter Teil der Performance werden. Es entsteht eine scheinbar persönliche Beziehung zwischen der Performance und dem Betrachtenden.

Beeindruckend ist die lange Zeit in der die Performance nachwirkt. Über Tage und Wochen kommen die Bilder immer wieder ins Bewusstsein. Das Nachdenken über Identität, zwischenmenschliche und gesellschaftliche Strukturen wird nachhaltig angeregt.

Klaus-Peter
Klaus-Peter Kemper

Für einen Performance-fremden ist der Kontakt zur Performance erst einmal das Einlassen auf die unbekannte Situation, in der jemand etwas unerwartetes macht und man dann sucht. Sucht nach einem Sinn, sucht nach Zusammenhängen wo ich mich dann irgendwann einfach auf den Rythmus und das Zusammenwirken von Bild und Ton eingelassen habe, nur noch dem gefolgt bin was passierte.

Für mich war dieses Zusammenwirken mit dem Raum besonders interessant, da ich den Raum – nackt – also ohne Inhalt, ohne Performance kannte und nun den Raum als Teil der Performance neu betrachtete und neu bewertete.

Und unabhängig ob mir die jeweilige Aktion gefiel, schön, abstoßend, dissonant oder sphärisch war jedenfalls war die Teilnahme an der Performance eine echte Erfahrung.

Stefanie
Stefanie Trojan

Nach einer gefühlten Ewigkeit des Stillstands tut es gut sie wieder zu spüren. Die Energie des Augenblicks. Beim Betrachten der Performances des Festivals wird es immer mehr klar, wie stark das gefehlt hat. Kunst die authentisch ist, die nicht vorgibt etwas anderes zu sein, die es schafft das Existenzielle hervorzukehren und daran zu erinnern wer wir sind.

“Beyond the Civilized Body”: In mehrstündigen Verhandlungsprozessen wird die Frage aufgeworfen wer wir wirklich sind. Inwieweit pressen uns Konventionen in eine Rolle in der wir gar nicht sein wollen. Assoziativ entstehen Bilder und Handlungen, indem die Performer*innen aufeinander reagieren, nebeneinander Prozesse aushandeln, hinein- oder herausgehen aus der Performance. Die Rolle der Frau oder des Mannes auf den Kopf stellen, übertreiben, herausstellen in Frage stellen oder einfach darstellen. Gerade über die Dauer des Prozesses können Interaktionen entstehen, die sich vorher nicht planen lassen. Im Prozess wird freigelegt, was sprichwörtlich hinter den Körpern liegt. Im „sich hineinfallen lassen“ in die Aktion verschwimmt Handlung und Betrachter*in. Es entsteht ein Gesamtkunstwerk zu dessen Teil man wird, wenn man sich darauf einlässt.

Dies erinnert an die langjährige Praxis von „Black Market“, bei der ebenfalls eine Gruppe Performer*innen über mehrere Stunden Prozesse miteinander ausagiert. Dabei nimmt jede*r ihre/seine Position ein, öffnet diese, lässt sich auf die/den andere*n ein, nimmt den Impuls auf und entwickelt sich und ihre/seine Handlung weiter. Dabei taucht jede*r als Individuum auf und doch als Teil einer Gruppe. Gesellschaftliches miteinander wird hier thematisiert und auf den Kopf gestellt. Welchen Impuls greifen wir auf und wo bleiben wir ganz bei uns. Wann entstehen Gruppenprozesse und wann ziehe ich mich raus. Wer gibt wann und wie den Ton an und wer reagiert darauf. „Black Market exploring 21“ öffnet sich für andere Positionen und Performer*innen, lädt sie ein, lässt sich darauf ein, reflektiert und integriert Performance immer wieder neu. Sie zeigen andere Positionen, andere Performer*innen, ihre einzelnen Positionen, ihre einzelnen Performances, ihr Anliegen, unterschiedliche Herangehensweisen. Sie aktualisieren sich und Performance an sich.

Van-Lam
Van-Lam Trinh

Das Potential nackter Körper in der Performance Art anhand des Projekts “Beyond the civilzed body”

Als teilnehmende Künstler*in des Projekts “Beyond the civilized Body” von und mit Jürgen Fritz, wurde der Körper als Material erforscht, um den mit gesellschaftlichen und kategorischen Merkmalen gelesenen Körper zu verhandeln und über diese “Merkmale” zu schreiten. Dabei waren Schritte für mich notwendig, die meinen internalisierten Blick auf den Körper entgegentraten. Methoden, wie das anspruchslose Kleiden, ohne gender Normen zu entsprechen bis hin zum nackt sein, halfen strategisch, dabei meine Beziehungen zu den gesellschaftlichen Normen zu sehen, zu verstehen und zu hinterfragen. So war das Gefühl in Unterwäsche zu sein und mich nicht gleichbedeutend sexy und begehrt zu fühlen, eine Möglichkeit, meinen Körper außerhalb von stereotypischen Mustern zu bewegen und ambivalente Bilder zu erzeugen, die unerwartet, ungewohnt und statt unterhaltend, bewegend sein konnten. Und, wie Jürgen Fritz immer gerne sagte, schauen Personen keine Kunst an um unterhalten, sondern berührt zu werden.

Wir müssen uns also den gesellschaftlichen Regeln und den Blicken widersetzen, bei denen Körper keinen Eigenwert haben ohne gesellschaftliche Zuschreibungen.

Im nackten Zustand sind wir mit diesen Zuschreibungen am stärksten konfrontiert. Denn Kleidung ist voll mit gesellschaftlichen Bedeutungen versehen, bei denen jedoch wir die Entscheidungsmacht haben, mit welchen Zuschreibungen wir gelesen werden wollen. Hingegen werde ich mit meinem nackten Körper immer weiblich gelesen ohne, dass ich dies einfach beeinflussen kann.

Dieser Zuschreibung konnte ich im Projekt entgegentreten. Durch das nackte Herantasten mit den verschiedensten Berührungen meines Selbst und mit anderen, konnte ich diese “Weiblichkeit” distanziert und vorbehaltlos handhaben, ohne dass die “Weiblichkeit” unbedingt selbst zum Thema wurde. Die neuen Beziehungen, die ich mit meinen Körper aufbaute, eröffneten Transformationen, die sowohl mich selbst von meinem Gefühl als in gesellschaftlicher konstruierten Kategorien  zu identifizierende Person loslösten als auch Themen über diesen Körper verhandelten.

Bei dem Projekt “Beyond the civilized body” sind wir also nicht einfach nackte Person, die damit schocken und zu intim werden wollen. Wir sind mehr als unsere Körper und wir sind mehr als nackt. Es sind Themen mit, gegen und weg von unserem in gesellschaftlich kategorisch gelesenen Körper, denen wir uns konfrontierten. Die Erarbeitung unseres Körpers dabei als Material ohne Kleidung, eröffnete uns Wege uns dafür zuerst selbst kennenzulernen, uns zu transformieren, zu entwickeln und neu zu definieren und zu identifizieren, um anderen erst in und dann evtl. auch außerhalb von gesellschaftlichen Regeln zu begegnen.

Love and Hugs

Stefan
Stefan Mießeler

Jürgen Fritz’s approach to performance-art is one of the most unique and important in our time and a testament to pure art. As Theatre and Performance-Art become more and more intertwined and Performance-Art itself seems to be preoccupied with the digital space and conceptual work, Jürgen Fritz focuses on the body, the deconstruction of traditional images of male and female and explorations challenging the social norms of civilisation.

Going beyond the limits of code and social constructs and exploring materials and actions to their fullest over long periods of time – and thus creating true images of performance-art, born from spontaneous or divine inspiration out of the durational exploration – are in my view the core principals of Jürgen Fritz’s Work.

As a performer, Jürgen Fritz’s approach has been one of the most essential impulses of my professional career and I experience his ideas and principals as empowering, freeing and transcending.

Burçak
Burçak  Konukman

“Beyond the Civilized Body”

Workshop

 

me, my body, my personality,

how many of me are inside of this body?

how many of you are inside of your body?

one step back from me? from others that I carry.

one step back from identity ?

many of me in many identities ?

what is leftover of this identity

what is leftover in time and space

only take care of me,

that I have learned in time and space

only make self love of me,

to make empathy and accept other bodies and souls

first learning loving me,

than touching  and connecting to you your body

 

I am listening you, your body, your sweating , your fear, your desire

your taste, your smile..

you are not who you are

your identity is not you..

it’s a concept, concept of identity,

one step back, one step down

one step left, one step right

 

I am meeting with new version of me, new version of ID

ı am having new version of ID Card

One new Card, one new person

becoming new – your identity is just a concept

you are just a concept of identity.

 

one step back, one step close

ı am meeting with your new version of your identity.

Petra
Petra Strahovnik

 

The festival was overall on a very high level of artistic as well as production quality. It brought together visual art and music. One aspect for really connecting the festival together were everyday artist talks. They opened up discussions about current societal themes, which are crucial to be discussed and for individuals to share their views about them.

Christine’s unlimited vision, brought us her new creation, a floating car, which we first avoid and went around it, but in time excepting it fully, trusting it as we sit under it.

For the 9 hour performance was essential to have an extended time together to bring this collaboration to the next level. Beyond the civilized body was extremely intense, not only being alert to all the visual aspect that was present in the moment of the performance, but also the sound attention of all the artists involved. This offered extremely wide optic for the audience that brought broad emotions, from intimate, intense moments, to light, even fun situations.

In the performance with the BMI I felt extreme focus. 9 individual artists composing a piece together, being aware of each and every move by everyone while creating the form. I can relate to the state of mind while composing a musical piece. All the senses bring high sensibility and deep consciousness. Every sensation is carefully resigned, observing every information our body and mind is giving.

The Solo works were surprising me one after the other. When you think you saw it all, there was more. They even unintentionally corelated to each other. Complete devotion to the nature by Alastair, women and their body by Natasa, Van-Lam, Eva, Elvira, expectation from the society by Stefan, Burçak, importance of the present moment by Myriam, united, togetherness by Snežana and Stefanie, remembering by Jacques, learning from the past by Roi, heated by Helge, importance of creating the together by Jürgen and myself. I have to highlight the solo work by Florence, where the two art disciplines music and performance art completely merged together. The breathing was a start, which through intensity involved to visual image of coming and going of the breath. It transformed to her voice to her whole body and back and forth until it became one. She was giving it all to the present moment of performance. I was breathing with her, singing with her, crying, laughing with her. All the emotions of the audience were at their extreme.

Chiara
Chiara Kern

Björn ist wahrscheinlich das erste Auto, zu dem ich eine emotionale Bindung aufgebaut habe.  Wir haben ihn geschoben, gewaschen, bekleistert, beworfen, geföhnt – natürlich hat man dann irgendwann das Gefühl, dass es sich bei Björn um einen alten Bekannten handelt. Als er dann das erste Mal geflogen ist, waren wir stolz auf ihn und auf Christine Biehler. Zu seinem weißen Flaum kam er anders als gedacht. Man lernt schnell, dass es immer anders kommt als geplant, aber ist das nicht umso schöner?

Paul
Paul Kellert

Dieses Werk interpretiere ich als einen Aufruf toxische Verhältnisse hinter sich zu lassen. Björn, du Hure heißt es. Doch diese Kränkung lässt er gern schnell hinter sich. Christine half ihm, sich in ein neues Wesen zu verwandeln. In neuer Pracht, weiß beplüscht (und obwohl tonnenschwere Autos eigentlich nicht fliegen können), breitet Björn seine Flügel aus und fliegt über uns alle hinüber und befreit sich so von seinem schädlichen Umfeld. Flieg Björn, flieg!

Lea
Lea Biehler

Björn ist ein toller Name für das Auto, passt irgendwie, obwohl man erstmal gar nicht checkt, wieso es so heißt.

Mein erster Eindruck war überwältigend, aber ich hatte auch gleichzeitig Angst, dass mir das Auto, wenn ich darunter durchlaufe, auf den Kopf knallt. Anfassen wollte ich es auch nicht, das schien mir zu gefährlich.

Es ist einfach suspekt, dass so ein Auto in der Luft hängt.

Ich habe ja in dem Raum auch gearbeitet und konnte mich vertraut machen und habe mir dann auch genauer angesehen, wie es festgemacht ist. Dann bekam es, obwohl es ein großes Ding ist, etwas von Leichtigkeit, weil es einfach so in der Luft schwebt. Das Beflockte hatte ja auch was Wolkiges.

Es hat gut in den Raum reingepasst, das Rustikale des Raumes und das Auto, das ja auch nicht mehr neu war.

Neben der Halle ist eine Autowerkstatt, da stehen also auch andere Autos auf dem Gelände. Es passt also irgendwie da hin, aber da stimmte dann doch was nicht, es ist eben nicht nur ein Auto, was man hochgehievt hat, kein normales Auto halt, das da parkt.

Nach einer Weile habe ich mich mit Björn angefreundet.

Horst
Horst Ziegenfusz

Ein Auto, was da in der Luft hängt, das ist nicht normal, höchstens bei James Bond.

Du hast mir erzählt, wie die Bedingungen des Ortes zur Arbeit geführt haben, einmal an der Wand diese ‚Vorzeichnung’ und dann der Hof des Autohändlers nebenan.

Aber umgekehrt, rekursiv gelesen, funktioniert das auch. Man kommt von draußen rein, ist schon durch den Hof des Händlers gegangen, und denkt dann verkürzt, das sei hier eine Werkstatt gewesen und das Auto da oben zu parken sei aufgrund der räumlichen Gegebenheiten, wie etwa der speckige alte Betonboden, total normal. Die Arbeit hat etwas Lapidares, etwas Selbstverständliches. Es wäre eine andere Arbeit geworden, wenn du das Auto angestrahlt hättest. So war es durch den Verzicht auf Spezialbeleuchtung sehr nüchtern – absolut kein Theaterschauplatz, also wenig inszeniert.

Ich sehe Björn aber eher als eine Skizze für weitere Arbeiten. Vielleicht arbeitest du in Zukunft in einem musealen Zusammenhang damit, dann wäre der Kontrast größer; da steckt auf jeden Fall noch Potenzial drin.